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Wettbewerbsnachteile für Unternehmen in der Region


[Offenbach am Main, 1. September 2023] Für Markus Weinbrenner, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main, sind die Ergebnisse des IHK-Energiewende-Barometers 2023 für die Region besorgniserregend. An der Umfrage der IHK-Organisation haben sich 3.572 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen bundesweit beteiligt.

IHK-Pressemitteilung 014/2023 IHK-Energie-Barometer

Energiekosten hemmen Transformation

„Die Unternehmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die Auswirkungen der Energiewende in erheblichem Maße gefährdet. Die hohen Energiekosten und große Unsicherheiten zur Versorgung mit Gas und Strom sind die brennendsten Herausforderungen für die Wirtschaft. Das geopolitische Umfeld mit den Auswirkungen des andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und die daraus resultierenden auch langfristig hohen Preise für Gas und Strom sind herausfordernd. Entscheidend für die Wirtschaft ist jedoch, wie die Politik darauf reagiert und die Energiewende gestaltet. Das Urteil der Unternehmen fällt katastrophal aus. Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken“, erklärt Weinbrenner.

In der Umfrage liegt die Einschätzung zur Wettbewerbsfähigkeit auf dem schlechtesten Wert seit dem Start der Befragungen im Jahr 2012. Insgesamt erwarten die Betriebe in Deutschland deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Für 52 Prozent der Unternehmen wirkt sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf das eigene Geschäft aus, für nur 13 Prozent sehr positiv oder positiv. Im Saldo ergibt sich auf einer Skala von minus 100 ("sehr negativ") bis plus 100 ("sehr positiv") ein Barometerwert von minus 27 nach minus 7 in den letzten beiden Jahren.

Fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik rücken aus Sicht der Betriebe an die erste Stelle der Transformationshemmnisse. Fast zwei Drittel der Unternehmen fühlen sich hierdurch ausgebremst. Sie sehen sich wie beim Energieeffizienzgesetz mit Vorgaben und Zielen konfrontiert, die in der Praxis kaum umsetzbar sind. Auch Fördermaßnahmen sind zwar im Zweifel gut gemeint, ihre Umsetzung ist aber oft zu bürokratisch und werden nicht genutzt.

In der Umfrage stimmten 86 Prozent der Unternehmen zu, dass die Rahmenbedingungen für Energie-Eigenversorgung und -Direktlieferverträge verbessert werden sollen. Außerdem wäre es dringend erforderlich, Steuern und Abgaben auf den Strompreis zu senken (73 Prozent der Befragten).

Hans-Christian Richter, Geschäftsführer der MATO GmbH & Co. KG aus Mühlheim skizziert: „Wir haben in eine Photovoltaikanlage Anfang des Jahres investiert. Mittlerweile decken wir 30 Prozent unseres Stromverbrauchs durch die eigene Stromproduktion ab. Aufgrund der beschränkten Fläche auf unserem Firmengelände ist kaum Platz mehr für weiteren Ausbau der PV-Anlage. Ich könnte mir jedoch eine Strompartnerschaft mit einem Investor in erneuerbare Energien durchaus vorstellen, wenn dies mit staatlichen Zuschüssen gefördert würde. Ergänzt mit einer Senkung der Steuern und Abgaben auf Strom und Gas wäre das nicht nur ein Wunschpaket, sondern würde für uns wichtige Voraussetzung für die Transformation sein."

Weinbrenner ergänzt: „Eine 25-Prozent-Investitionsprämie für einen schnelleren Ausbau von erneuerbaren Energien, wenn der zusätzliche Strom direkt Unternehmen zur Verfügung gestellt wird, könnte eine wirkliche Entlastung sein. Dies wäre eine wirkungsvolle Maßnahme im Rahmen des geplanten Wachstumschancengesetzes bei der Ausgestaltung der Prämie für Investitionen der Unternehmen in Energieeffizienzmaßnahmen. Vorausgesetzt, das Verfahren ist für die Unternehmen einfach und kann von der Breite der Wirtschaft genutzt werden.“

“Als ungeeignet halte ich einen subventionierten Industriestrompreis, der nur den Status Quo zementiert und keinen Beitrag zur Ausweitung der Erzeugung leistet. Er wirkt zudem wettbewerbsverzerrend zu Lasten kleiner und mittlerer Unternehmen, die nicht gefördert werden. Die Senkung der Stromsteuer auf europäische Mindestsätze wäre hingegen eine Entlastung für alle Unternehmen”, äußert sich Dominik Mizdrak, Geschäftsführer der VIDEOR E. Hartig GmbH in Rödermark. „Notwendig ist zudem, die Bürokratie bei der Beantragung von Photovoltaikanlagen und beim Ausbau von e-Ladesäulen -Infrastruktur zu reduzieren. Nur so kann die Umsetzungsgeschwindigkeit erhöht werden. Aktuell sind Unternehmen in ihren Bestrebungen auf sich allein gestellt.“

80 Prozent der befragten Unternehmen fordern, dass Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit die Leitprinzipien für die Energiepolitik sein sollten. „Handlungsspielräume und verlässliche Rahmenbedingungen mit Planungssicherheit sind notwendig, damit die Unternehmen ihre Energie für die Transformation der Betriebe zu klimafreundlichem Wirtschaften in unserer Region realisieren können“, fasst Weinbrenner die Zielsetzung zusammen.

Weitere Informationen, Positionen, Forderungen und zu den Detailergebnissen geht es auf der IHK-Webseite unter www.ihkof.de/energiekrise

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