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Wirtschaft fordert schnellere Prozesse

IHK Offenbach am Main
Die IHK-Präsidentin (re.) im Gespräch mit Heike Klembt-Kriegel (li.), Geschäftsführerin der IHK FOSA
IHK-Vollversammlung diskutierte zu Fachkräfteeinwanderung
Die Mitglieder diskutierten, wie die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden müssten.
IHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller skizzierte die aktuelle Situation: „Der Arbeitskräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Er betrifft nahezu alle Branchen, von der Industrie über das Gastgewerbe und Handwerk bis hin zu Pflege und Logistik. Weil Arbeitskräfte fehlen, kommt es bereits jetzt zu erheblichen Einschränkungen bei Produktion, Dienstleistungen und Innovationen. Der IHK-Fachkräftereport 2024/2025 prognostiziert für Hessen, dass bis 2028 zwischen 180.000 und 264.000 Fachkräfte fehlen werden. Der Anteil der beruflich Qualifizierten an dieser Fachkräftelücke liegt bei 90 Prozent.“
Die duale Ausbildung sei ein zentraler Hebel, um den Fachkräftebedarf der Unternehmen zu decken. Die rückläufige Zahl der Auszubildenden wie zugleich der demografische Wandel verschärften die Situation. „Qualifizierte Erwerbszuwanderung aus dem Ausland ist notwendig, um einen Teil der Fachkräftelücke zu schließen“, so Schoder-Steinmüller.
Die IHK-Präsidentin machte die Hürden für die Unternehmen in der Umsetzung deutlich: „Komplexe und intransparente bürokratische Abläufe im Einwanderungsprozess sowie bei der Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen, Unsicherheit über die Beschäftigungsmöglichkeiten von Fachkräften mit befristeten Aufenthaltstiteln oder auch fehlende Möglichkeiten zum notwendigen Spracherwerb machen Unternehmen zu schaffen.“
Rukiye Tunc, Geschäftsführerin des Logistikunternehmens Tunc Trans GmbH in Hainburg und Mitglied der IHK-Vollversammlung, berichtete aus ihrer Praxis: „Wir stehen immer wieder vor der Herausforderung, dass die Arbeit der zuständigen Behörden im Bereich der Fachkräfteeinwanderung völlig intransparent ist und Zuständigkeiten nicht eindeutig geklärt sind und kommuniziert werden. Dies macht Einwanderungsprozesse unnötig kompliziert und langwierig."
Dazu gibt es bereits gute Ansätze in Hessen und in der Region, die verstetigt werden müssen. So ist im Kreis Offenbach eine sogenannte „Fast Lane“ in der Ausländerbehörde eingerichtet worden, mit der Fachkräfte ein beschleunigtes Antragsverfahren in Anspruch nehmen können. Mit der Ausländerbehörde der Stadt Offenbach wird gemeinsam mit der IHK daran gearbeitet, die neuen Aufenthaltstitel des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zu erproben und transparent zu gestalten.
Die IHK begleitet die Unternehmen seit März 2023 als eine der Pilotregionen mit dem Projekt „Hand in Hand for International Talents“ bei der Gewinnung, dem Matching und der Integration von zukünftigen Mitarbeitenden aus Drittstaaten.
„Zentraler Bestandteil der IHK-Angebote für Fachkräfte aus dem Ausland ist die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Dies ist ein wichtiger Prozess für Unternehmen wie für Fachkräfte, die Klarheit über die Qualifikation erlangen wollen“, stellte Schoder-Steinmüller fest.
Die IHK Foreign Skills Approval (IHK FOSA) ist die zentrale Stelle für die Bewertung und Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen im Bereich der Industrie- und Handelskammern. Die Zentralisierung der Anerkennung in dem Kompetenzzentrum gewährleistet ein effizientes Verfahren mit einheitlichen Maßstäben und Grundsätzen sowie hohen Qualitätsstandards. Heike Klembt-Kriegel, Geschäftsführerin der IHK FOSA war als Gast in der Sitzung der IHK-Vollversammlung digital zugeschaltet.
Klembt-Kriegel erläuterte den Prozess der Anerkennung: „Der Anerkennungsbescheid schafft Transparenz, denn er zeigt auf dem deutschen Arbeitsmarkt, was internationale Fachkräfte gelernt haben – und davon profitieren internationale Fachkräfte und Unternehmen gleichermaßen. Unsere Antragszahlen habe sich seit unserer Gründung im Jahr 2012 kontinuierlich nach oben entwickelt und seit etwa zwei Jahren im Kontext des Themas Fachkräftezuwanderung nochmals einen besonderen Schub erhalten.“
Die IHK-Präsidentin fasste die Lage zusammen: „Ohne qualifizierte Fachkräfte, die auch über effiziente Zuwanderung gewonnen werden müssen, wird Deutschland Wachstumspotenzial verlieren, Innovationen können nicht realisiert werden und Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Ländern werden sich verschärfen. Schneller, transparenter und einfacher muss die Devise bei der Fachkräfteeinwanderung sein.“
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